Pastor Evan Schaefer - "Ein Stück des Weges wanderten wir gemeinsam"

„Ein Stück des Weges gemeinsam wandern“

Verabschiedung von Pastor Evan Schaefer aus der Evang.-Freikirchl. Gemeinde Holzminden

Vor 17 Jahren kam der kanadische Pastor Evan Schaefer mit seiner deutschen Frau Annika und den beiden Söhnen Noah und Joschua nach Deutschland. Nach Stationen in Sachsen-Anhalt und im niedersächsischen Springe begann er im Februar 2017 seinen Dienst in unserer Baptistengemeinde an der Fürstenberger Straße.

                                 

                      Pastor Evan Schaefer mit seiner Frau Annika und seinen Söhnen Noah und Joschua

Seitdem hat Evan Schaefer viele Spuren in unserer Gemeinde, in der Stadt und im Leben Einzelner hinterlassen. Und so hätte es gern weitergehen können. Doch unvorhergesehene familiäre Umstände führten die Familie Schaefer schließlich zu der Entscheidung, zurück in Pastor Schaefers kanadische Heimat zu gehen.

Und so war der gemeinsame Weg unerwartet kurz und fand nun am 26. Mai ein Ende. In dem bewegenden Abschiedsgottesdienst erwähnte Bärbel Czech von der Gemeindeleitung die Picknickdecke, die Evan Schaefer zur Begrüßung vor 2 ¼ Jahren erhalten habe. Damals gemeint als Einladung, die wunderbare Wanderlandschaft in der neuen Heimat zu entdecken, sei diese Decke aus heutiger Sicht auch ein Symbol für die Stärkung, die die Gemeinde durch Pastor Schaefer erfahren habe. Denn auf einer Wanderung sei ein Picknick unterwegs vielleicht nur kurz, aber sehr wichtig, um neue Kraft für die weitere Strecke zu erhalten. Und so dankte Bärbel Czech im Namen der ganzen Gemeinde Pastor Schaefer für den gemeinsamen Weg der Stärkung.

                                

Beim „EVAN“-Test für deutsche Sprache und Kultur konnte Evan Schaefer am Samstagnachmittag ein Verbot seiner Ausreise verhindern, muss sich aber in Zukunft einer regelmäßigen Nachprüfung durch Gemeindemitglieder unterziehen.

Evan Schaefer selbst hatte das Bild des Weges auch im wortwörtlichen Sinne schon am Vortag aufgegriffen. Am Samstag, 25. Mai hatten sich alle Mitglieder und Freunde der Gemeinde zu einem bunten Nachmittag mit Fotos, Abschiedsworten, einem Sprachquiz und liebevoll umgedichteten Liedern zusammengefunden. Hier überreichte der Pastor seiner Gemeinde als Abschiedsgeschenk ein Bild seiner kanadischen Heimat mit einem Weg, dessen Ende noch nicht sichtbar ist. Er sei dankbar für die gemeinsame Wegstrecke in Holzminden und nun gespannt, was Gott hinter dem Horizont als nächstes bereithielte. Sowohl für die Holzmindener Gemeinde, als auch für ihn und seine Familie in der neuen, alten Heimat.

                               

          Mit einem Foto aus seiner kanadischen Heimat dankte Pastor Schaefer seiner Gemeinde für die gemeinsame Wegstrecke

Dass sich die vor ihnen liegenden „Wege ebnen“ mögen und „von Christus begleitet“ seien wünschten auch Brunhilde Kochta von der Katholischen Gemeinde St. Josef und Andreas Blaas von der Evang.-Freikirchl. Gemeinde Stadtoldendorf in ihren Grußworten.
Superintendent Wöhler vom Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder bedauerte die kurze gemeinsame Wegstrecke und hätte Pastor Schaefer „gern noch besser kennengelernt“. Jürgen Tischler vom Landesverband der Baptisten hingegen erfuhr während der knapp 17-jährigen Zusammenarbeit eine „herzliche Verbundenheit“ und lernte Familie Schaefer als Menschen kennen, die „lebendig, fröhlich und öffentlich das Wort Gottes verkünden“.

Darum ging es Pastor Schaefer auch in seiner letzten deutschen Predigt. Beginnend mit den augenzwinkernden Worten „Was ich der Gemeinde schon immer mal sagen wollte“ richtete er basierend auf 1. Kor. 2,1-5 den Blick auf den zentralen Auftrag jeder christlichen Gemeinde: Die frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkünden. Denn das Evangelium könne die Menschen mehr als alles andere auf der Welt verändern.

                              

                                      Mit Wehmut im Herzen lauschte die Gemeinde der letzten Predigt ihres Pastors

Dabei sei es unwichtig, alles perfekt machen zu wollen, denn „Gott gebraucht schwache Menschen“. Selbstironisch führte Evan Schaefer seine Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache als Beispiel an. Wenn er einmal in den Himmel komme, wolle er Gott auf jeden Fall fragen, wer diese komplizierte Sprache erfunden habe. Und gleichzeitig dankte er der versammelten Gemeinde für ihre „liebevolle Akzeptanz“ seines eigenwilligen Deutsch.

Doch Gottes Geist könne die Herzen der Menschen trotz unserer Schwächen erreichen. Das sei sein Gebet vor jedem Gottesdienst in Deutschland gewesen: „Gott, gebrauche mich in meiner Sprache“.

Ein letztes Mal durfte die Gemeinde dann den Segen mit kanadischem Unterton hören, bevor das abschließende Segenslied für Familie Schaefer schließlich erneut die Tränen fließen ließ.

Viele nutzten beim anschließenden Kaffeetrinken die Gelegenheit, sich persönlich von Familie Schaefer zu verabschieden und ihnen alles Gute zu wünschen. Es wird eine Lücke bleiben in der Gemeinde und doch ist da auch ganz viel Dankbarkeit für die gemeinsame Wegstrecke.

In der nächsten Zeit wird die Gemeinde erstmal ohne Pastor weiterwandern, hofft aber, möglichst bald einen neuen hauptamtlichen Weggefährten zu finden.

Silke Meseck